Israel, Iran und das Ende klassischer Fronten
„Israel, Iran und das neue Paradigma systemischer Kriegsführung“
Diese Analyse wurde von Thomas H. Stütz, Chief Global Strategist, als unabhängiges Fachgutachten aufgesetzt.
Sie bietet eine vertiefte geopolitische und geoökonomische Einordnung der aktuellen Eskalation zwischen Israel und Iran – und zeigt auf, wie sich darunter eine neue Form globaler Machtverschiebung und Kriegsführung abzeichnet.
Das Dokument richtet sich an Regierungsstellen, sicherheitsnahe Institutionen, geopolitische Think Tanks, internationale Medien und strategisch orientierte Wirtschaftsakteure.
Alle Inhalte beruhen auf einer fundierten systemischen Auswertung, jahrzehntelanger Erfahrung in internationalen Beratungsfunktionen sowie der engen Anbindung an strategische Diskurse in Berlin, Washington, Brüssel und Kapstadt.
Die Veröffentlichung erfolgt bewusst öffentlich, um den strategischen Dialog in einer Zeit wachsender Systemspannungen zu schärfen – und einen Beitrag zu leisten zur Aufklärung, zur Klarheit und zur strategischen Weitsicht.
Autor: Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist
Berlin / Kapstadt, Juni 2025
Der Krieg der Steuerzentren – Israel, Iran und das Ende klassischer Fronten
„Geoökonomische Bruchlinien, religiöse Spannungsachsen und das neue Paradigma systemischer Kriegsführung“
Legende: Struktur und Aufbau des Dossiers
1. Aktueller Kriegszustand: Dynamik und operative Taktiken zwischen Israel, Iran und indirekt beteiligten Akteuren.
2. Geoökonomische und geopolitische Ableitungen: Strategische Interessen, Systemlogiken und globale Verschiebungen.
3. Wahrscheinlichkeiten & Szenarien: Drei Eskalationsstufen – Worst Case, Wahrscheinlich, Systemisch.
4. Verdeckte Profiteure: Akteure, die indirekt von der Eskalation profitieren könnten.
5. Langfristige Gefahrenmatrix: Systemische Risiken inkl. Konsequenzen bei Lösungsversagen.
6. Das neue Paradigma: Wandel der Kriegsführung vom Territorialkampf zur Systemzerstörung.
7. Handlungsempfehlungen nach Akteursgruppen: Differenzierte Vorschläge für Direktbeteiligte, Nebenakteure, Global Player.
8. Unsichtbare Frontlinien: Fünf bislang unterschätzte Wirkachsen, die strategische Beachtung verdienen.
9. Visualisierung: Systemische Eskalationskette (Israel/Iran 2025)
10. Schlussbetrachtung: Strategische Einordnung in den globalen Kontext und Leitthese zur Zukunft.
1. Aktueller Kriegszustand: Dynamik & Taktik
Israel und Iran befinden sich faktisch im Kriegszustand. Beide Seiten setzen Raketenwaffen ein, wobei Israel auf beispiellose Weise Führungsschichten statt Frontlinien attackiert. Im Zentrum: ein präzises Vorgehen gegen die Steuerungsebenen der iranischen Revolutionsgarden und das religiös-politische Machtzentrum um Ayatollah Chamenei.
Israels Strategie ist systemisch: Lähmung statt Bestrafung. Das Ziel ist es, nicht Revanche zu üben, sondern Operationsfähigkeit zu zerschlagen. Die Schläge richten sich gegen Kommandozentralen, Kommunikationsachsen und Entscheidungscluster – nicht gegen Symbolik.
Iran reagiert propagandistisch: Raketen als Signal, nicht als strategisches Werkzeug. Die Reaktion ist innenpolitisch motiviert, weniger militärisch rational. Das Regime sucht die Mobilisierung der eigenen Bevölkerung durch gezielte Eskalation – ein kalkulierter Schritt zur Repression unter Kriegsrecht.
Die USA zeigen Präsenz – zwei Flugzeugträgergruppen stehen bereit –, doch Washington vermeidet bislang direkte Interventionen. Der formelle Nicht-Einsatz ist Taktik: Eskalationsvermeidung bei gleichzeitiger Abschreckung. Doch das Fenster zur Reaktion ist offen – und Trump könnte es im Wahlkampf politisch nutzen.
2. Geoökonomische und geopolitische Ableitungen
Israel nutzt den Konflikt zur demonstrativen Rückgewinnung regionaler Abschreckungskraft. Die Botschaft an Hisbollah, Hamas, Syrien und Iran ist eindeutig: Keine Führung ist sicher. Das Land tritt nicht als „Staat unter Bedrohung“, sondern als strategische Plattform hochpräziser Machtausübung auf.
Iran steht unter Dreifachdruck:
- Innenpolitisch: Die Protestwelle von 2022/2023 schwelt weiter im Untergrund.
- Ökonomisch: Sanktionen, Abwanderung, Kapitalflucht und Devisenmangel untergraben das Regime.
- Militärisch: Die Luftabwehr ist verwundbar, die Führungsstruktur fragmentiert.
Die USA verfolgen eine Zwei-Ebenen-Strategie:
• Außenpolitisch: Zurückhaltung, mit Option auf gezielte Eingriffe.
• Innenpolitisch: Vermeidung eines Flächenbrands, der den Wahlkampf dominieren könnte.
Gleichzeitig jedoch: strategischer Druck auf Europa und den Iran, sich in einem vom Westen dominierten Ordnungsrahmen einzuordnen.
Europa ist faktisch außen vor. Die EU reagiert mit Appellen und Betroffenheitsrhetorik – doch geopolitisch spielt sie keine aktive Rolle. Das zeigt nicht nur den Verlust operativer Gestaltungskraft, sondern auch das Scheitern einer kohärenten Nahostpolitik seit dem Arabischen Frühling.
3. Wahrscheinlichkeiten & Szenarien
Worst Case:
Ein umfassender iranischer Gegenschlag auf israelisches Staatsgebiet mit hunderten Toten.
→ US-Einsatz fast unausweichlich.
→ Globale Spaltung: Christlich-abendländische Achse vs. islamische Mobilisierung.
→ Risiko globaler Terrorwellen.
→ Ölpreis-Schock, Versicherungschaos, Transportinstabilität.
Wahrscheinlich:
Ein begrenzter Schlagabtausch mit taktischem Rückzug beider Seiten unter Vermittlung externer Akteure (Türkei, China, Katar).
→ Israel erreicht Systemschwächung, Iran rettet sein Gesicht.
→ Kein offener Krieg, aber chronische Instabilität im gesamten Nahen Osten.
Systemisch:
Ein neues Paradigma etabliert sich: Kriegsführung gegen Steuerzentren statt Staaten.
→ Signalwirkung an Russland, China, Nordkorea und alle autoritären Systeme.
→ Neue Bedrohungsformen für alle vernetzten Kommandostrukturen weltweit.
Ergänzung zur operativen Lagebildführung – Strategische Autorenperspektive
Trotz der hohen strategischen Dichte dieses Dossiers lassen sich aus Sicht des Autors – bei Bedarf institutioneller Vertiefung – folgende operative Erweiterungen identifizieren. Sie dienen nicht der bloßen Informationsanreicherung, sondern der konkreten Nutzung in dynamischen Führungslagen.
Potenzial zur Optimierung (strategisch-militärisch):
1. Taktischer Reaktionszeitstrahl:
Die visuelle Abbildung konkreter Reaktionsfenster (6–24–72 Stunden / 10 Tage) in Kombination mit Handlungsschwellen könnte operative Dienste und Entscheidungsträger bei der Priorisierung, Eskalationssteuerung und Kommunikationslogik unterstützen.
2. Klassifizierbare Erweiterung von Nachrichtendienstbezügen:
Die in dieser zivilen Fassung bewusst ausgesparte Referenz auf SIGINT-Cluster, ISR-Netzwerke und Kooperationsarchitekturen (z. B. Djibouti, CENTCOM/NSA-Koordinaten, maritime Überwachungszonen) kann in sicherheitsinternen Ableitungen ergänzend eingebracht werden – ohne strategische Kohärenzbrüche.
3. Semantische Dominanz als Frühindikator:
Der Einsatz prägender Begriffe („Systemchirurgie“, „präventive Führungsentkoppelung“) ist nicht nur kommunikationsstrategisch, sondern operativ relevant: Wer den globalen Deutungsrahmen setzt, verschiebt auch die Schwelle für die Legitimation weiterer Eingriffe. Dieser Zusammenhang sollte gezielt operationalisiert werden – z. B. über narrative Frühindikatoren in digitalen Lagebildern.
4. Handlungsmatrix auf Eskalationsachsen:
Eine Ableitung standardisierter Maßnahmenbündel (z. B. „Reaktionsprofil Orange“ bei gleichzeitiger Steuerzentrums-Attacke + Energiepreisvolatilität + cyberdiplomatische Unklarheit) ermöglicht es, komplexe Vielschichtkrisen zu entschlüsseln – auch jenseits klassischer Bedrohungszuweisungen.
Autorenfazit:
Dieses Dossier stellt bereits in seiner offenen Fassung eine hochgradig anschlussfähige Grundlage für die operative Lagebildführung dar.
Seine strategische Qualität liegt in der Systemtiefe – nicht in der Fülle klassifizierter Einzelinformationen. Gerade deshalb kann es als Orientierungsrahmen für multilaterale Lagezentren, Planspielsimulationen oder hybride Frühwarnsysteme genutzt werden – und bei Bedarf gezielt vertieft werden.
4. Verdeckte Profiteure
Akteur |
Strategischer Zugewinn |
Russland |
Westen abgelenkt → China eher bereit zur Power of Siberia 2-Pipeline. Sanktionsdynamik verliert an Biss. |
China |
Tritt als vermeintlich neutraler Vermittler auf, profitiert von Energieverwerfungen, festigt Rolle im Globalen Süden. |
Golfstaaten |
Steigende Energiepreise füllen Kassen, zugleich kann durch Soft Power Einfluss in beiden Lagern gesichert werden. |
Türkei |
Vermittlerrolle erhöht Ansehen. Die Kombination aus strategischer Unabhängigkeit und regionaler Verankerung wird aufgewertet. |
US-Rüstungsindustrie |
Nachfrageboom bei Präzisionssystemen, Luftabwehr, Drohnen. Profitmaximierung im Kontext globaler Unsicherheit. |
5. Langfristige Gefahrenmatrix: Systemische Kettenreaktionen
Risiko |
Mechanismus |
Religiöse Polarisierung |
Eskalation könnte als „Heiliger Krieg“ gedeutet werden – mit Aufrufen zur Mobilisierung weltweit. |
Cyber-Vergeltung |
Iranische oder proiranische Gruppen könnten westliche Infrastruktur lahmlegen. |
Multipolare Brüche |
Intervention ohne UN-Mandat → Legitimitätskrise für westliche Führungsstrukturen. |
Binnenüberdehnung Israels |
Hisbollah, Hamas, Syrien, Iran → Mehrfrontenkrieg → innenpolitischer Druck auf israelische Regierung. |
Versorgungsinstabilität |
Suez-Raum, Luftfrachtrouten, Energiepreise → Lieferkettenrisiken weltweit. |
Wenn keine Lösungen greifen: Systemfolgen der Unterlassung
Sollten keine tragfähigen politischen, diplomatischen oder strukturellen Lösungen erarbeitet und implementiert werden, sind die systemischen Konsequenzen gravierend – sowohl kurzfristig als auch in langfristiger Perspektive:
Institutioneller Bedeutungsverlust multilateraler Formate
Die UN, der Sicherheitsrat und selbst BRICS verlieren Autorität, wenn sie im entscheidenden Moment nicht vermitteln können.
Fragmentierung internationaler Ordnungsmuster
Weltregionen formieren sich entlang religiöser, ideologischer und energiewirtschaftlicher Linien neu – mit wachsender Eigenlogik und abnehmender Steuerbarkeit.
Legitimationskrise westlicher Demokratien
Wenn Eskalationen nicht gestoppt werden, wird die Glaubwürdigkeit demokratischer Ordnungsmodelle untergraben – nicht durch Feinde, sondern durch eigenes Unvermögen.
Militarisierung der Außenpolitik
Ohne Alternativen zur Gewalt werden auch pragmatische Staaten gezwungen, auf militärische Drohkulissen, Rüstung und Sicherheitsgarantien zu setzen – mit globaler Aufrüstungsspirale.
Wirtschaftlicher Rückfall durch strukturelle Unsicherheit, Kapitalflucht, Versicherungsinstabilität, Lieferkettenbrüche und Investitionszurückhaltung bremsen nicht nur regionale, sondern auch globale Erholungsprozesse.
Neue Migrationswellen und soziale Destabilisierung
Zusammenbruch lokaler Systeme in Nahost, Nordafrika und Asien → Druck auf angrenzende Regionen steigt → Soziale Systeme in Europa, Russland und der Türkei drohen zu kollabieren.
6. Das neue Paradigma: Krieg als Systembruch
Israel testet eine neue Kriegsform: nicht Eroberung, sondern Entmachtung der Steuerlogik. Ziel ist die operative Zerstörung der strategischen Handlungsfähigkeit.
- Veränderung von Militärstrategien.
- Fokus auf Resilienzprüfung eigener Steuerzentren.
Einführung einer neuen Phase asymmetrischer Kriegsführung.
7. Handlungsempfehlungen nach Akteursgruppen
A: Direktbeteiligte Konfliktakteure
Israel: Operative Fokussierung, Schutz kritischer Infrastrukturen, internationale Rückendeckung sichern.
Iran: Eskalation begrenzen, Proxys kontrollieren, Narrativwandel anstreben.
USA: Präsenz zeigen ohne Intervention, öffentliche Kommunikation vorbereiten, Trump-Deals ausbalancieren.
B: Regionale Nebenakteure & Vermittler
Türkei: Vermittlerrolle im 5er-Rahmen (TR, IL, IR, QAT, CHN).
Katar & Oman: Neutralität bewahren, Infrastruktur sichern.
Saudi-Arabien & VAE: Medienkontrolle, Energiepolitik stabilisieren.
C: Globale Nebenakteure
China: Friedensdialog anstoßen, BRICS-Architektur stärken.
Russland: Opportunitäten nutzen, aber nicht offen befeuern.
EU & Deutschland: Humanitäre Infrastruktur sichern, Cyberresilienz und Frühwarnsysteme ausbauen.
8. Unsichtbare Frontlinien & unterschätzte Wirkachsen
Trotz medialer Dauerpräsenz des Nahost-Konflikts bleibt ein Großteil der entscheidenden Wirkachsen außerhalb der Wahrnehmung offizieller Strategiediskurse.
Diese „unsichtbaren Frontlinien“ sind jedoch nicht hypothetisch – sie sind real, strukturell aktiv und bereits in Bewegung.
Ihr Ignorieren erzeugt strategische Blindheit, die sich später als sicherheitspolitische Ohnmacht rächen wird.
1. Informationskrieg & semantische Vorherrschaft
Die nächste Eskalationsstufe wird nicht allein militärisch oder cybertechnologisch entschieden – sondern im Deutungsraum strategischer Begriffe. Wer die Sprache beherrscht, kontrolliert das moralische Schlachtfeld. Israel spricht bereits von „Systemchirurgie“, der Iran von „zionistischer Aggression“, die USA vermeiden bewusst klare Begriffe.
→ Was heute „chirurgisch“ genannt wird, könnte morgen zur Blaupause für Angriffe auf Taiwan, Nordkorea oder Belarus werden.
Empfehlung: Aufbau einer internationalen Begriffspolitik – wer Frames gewinnt, gewinnt die Legitimität künftiger Aktionen.
2. Religiös-ökonomische Allianzbildung
Zwischen den Golfstaaten, der Türkei und Südostasien entsteht eine ökonomisch legitimierte Islam-Allianz, die unterhalb der Sicherheitsrhetorik eine schleichende strategische Blockbildung betreibt – explizit gegen Israel. Diese Allianz nutzt religiöse Narrative zur Legitimation wirtschaftlicher Machtverschiebung.
Empfehlung: Gezielte Gegenoffensive durch Partnerschaftsangebote an moderat-islamische Staaten – basierend auf wirtschaftlicher Souveränität statt ideologischer Polarisierung.
3. Vernachlässigte Nebenschauplätze: Rotes Meer & Dschibuti
Der logistische Fokus verschiebt sich unbemerkt auf maritime Flaschenhälse – Bab al-Mandab, Golf von Aden, Dschibuti, wo China, Russland und der Iran längst über Zugang, Basen oder stille Partnerschaften verfügen. Auch die Huthi-Rebellen agieren dort mit wachsender operativer Tiefe.
Empfehlung: Aufbau eines maritimen Frühwarnsystems für Schattenlogistik und verdeckte Bewegungen – gekoppelt mit GEOINT-gestützter Operationsplanung.
4. Psychopolitische Erosion im Westen
Die westlichen Gesellschaften befinden sich in einer Phase der strategischen Erschöpfung: permanente Konflikte, steigende Unsicherheit, soziale Spannungen und Medien-Overload untergraben die geistige Widerstandskraft der Demokratien. Die Gefahr ist nicht physisch – sondern psychopolitisch.
Empfehlung: Aufbau eines resilienten „Strategischen Innenlebens“ – Bildung, Diskursräume, systemische Stressverarbeitung. Ohne psychologische Erneuerung droht langfristig eine Apathie der Demokratien.
5. Rückkopplung nach Afrika
Viele afrikanische Bevölkerungen interpretieren den Nahost-Konflikt nicht als Religionskrieg – sondern als weiteres Kapitel westlicher Doppelmoral. Islamistische Gruppen nutzen diese Wahrnehmung aktiv zur Rekrutierung. Nigeria, Mali, Somalia und selbst Tansania sind bereits Zielräume dieser propagandistischen Rückwirkung.
Empfehlung: Sofortige strategische Gegenadressierung über medienfähige afrikanische Intellektuelle, religiöse Autoritäten und wirtschaftliche Partnerschaftsprogramme – gekoppelt mit Deeskalationsbotschaften jenseits westlicher Hypermoral.
9. Visualisierung: Systemische Eskalationskette (Israel/Iran 2025)
Ergänzende Matrix: Wirkungskaskade im Überblick
Auslöser |
Folge 1 |
Folge 2 |
Strategische Konsequenz |
Israelischer Schlag auf Steuerzentren |
Propagandistische Gegenreaktion (Iran) |
Regionale Mobilisierung |
Gefahr eines Mehrfrontenkriegs |
Öffentlichkeitswirksame Opferzahlen |
Religiöse Emotionalisierung weltweit |
Islamistische Radikalisierung |
Zunahme von Anschlagsrisiken in Europa und Afrika |
Energiepreis-Volatilität |
Golfstaaten und China profitieren |
Finanzmärkte destabilisieren |
Systemische Kapitalverlagerung aus westlichen Märkten |
Digitale Desinformation |
Verlust strategischer Narrativkontrolle |
Polarisierung westlicher Gesellschaften |
Vertrauensverlust in politische Institutionen |
Ausbleibende Vermittlung |
Verlust multilateraler Autorität |
Eigenmächtige Regionalbündnisse |
Langfristiger Ordnungsverlust im globalen Süden |
Wie liest man dieses Diagramm?
- Startpunkt rechts: Gezielte Schläge auf Steuerzentren (Israel) markieren die Auslöseraktion.
- Pfeile zeigen Kausalität: Jeder Pfeil beschreibt eine wahrscheinliche Folge – z. B. führen die Schläge zu einer propagandistischen Reaktion (Iran), die wiederum regionale Instabilität anheizt.
- Knotenfarbe & Größe: Alle Knoten sind gleich gewichtet, weil jede Stufe ein eigenständiger Eskalationssprung ist; entscheidend ist die Reihenfolge, nicht die Intensität.
- Linker Abschluss: Der Pfad endet in der globalen Systemkrise – der Punkt, an dem Ordnungsstrukturen kollabieren, falls keine Gegenmaßnahmen greifen.
- Querverbindungen: Einige Pfeile überspringen Stufen (z. B. internationale Polarisierung direkt → globale Systemkrise). Das verdeutlicht, dass manche Eskalationssprünge Prozesse beschleunigen können.
Kurzformel: Je weiter sich ein Ereignis links oben befindet, desto größer der systemische Schaden und desto schwieriger die Rückkehr zur Stabilität.
10. Schlussfazit: Systemische Neuausrichtung oder globaler Kontrollverlust
Der Nahost-Konflikt 2025 ist mehr als ein regionaler Schlagabtausch. Er ist das erste große Exempel eines Paradigmenwechsels: Weg vom klassischen Krieg zwischen Staaten, hin zur gezielten Zerschlagung strategischer Steuerungszentren.
Wer diesen Wandel nicht erkennt, wird ihn auch nicht kontrollieren. Wer weiter in territorialen Begriffen denkt, wird von informationsgesteuerten Kriegsformen überrollt. Und wer nur reagiert, statt vorauszudenken, wird zum Objekt fremder Agenda.
Dieses Dossier ist ein Weckruf an politische Entscheider, sicherheitsnahe Institutionen und strategisch denkende Ökonomien: Der Schutz unserer Weltordnung beginnt nicht auf dem Schlachtfeld – sondern im Verständnis ihrer unsichtbaren Strukturen.
Die Zukunft entscheidet sich dort, wo Systeme gestaltet werden – oder kollabieren.
Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist