Wenn Leadership Symbolik verliert!
Mit der Wahl eines ehemaligen Konzernstrategen wie Peter Brabeck-Letmathe, Ex-CEO von Nestlé, auch wenn dies derzeit nur interimistisch ist, an die Spitze des Weltwirtschaftsforums (WEF) verlässt die Institution endgültig den Pfad glaubwürdiger Erneuerung.
Während die Welt nach neuen Ordnungsmodellen, mehr Transparenz und gerechter Ressourcenverteilung ruft, sendet Davos ein Signal der Rückwärtsgewandtheit: Marktlogik vor Menschenrecht, Konzernstruktur vor Weltverantwortung.
Brabeck steht wie kaum ein anderer für eine globalisierte Wirtschaftsordnung, deren Legitimität seit Jahren erodiert – und die heute mehr denn je unter dem Verdacht steht, aus systemischer Ungleichheit Profit zu schlagen.
Seine frühere Aussage, Wasser sei „kein Menschenrecht, sondern ein Lebensmittel mit Marktwert“, hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingeprägt – und wirkt wie ein Menetekel in Zeiten globaler Wasserkrisen und wachsender sozialer Spannungen.
Die Entscheidung, ausgerechnet ihn an die Spitze einer Institution zu setzen, die sich als Vermittlungsplattform zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft versteht, ist strategisch riskant – und symbolisch toxisch.
Denn sie beschädigt nicht nur das ohnehin fragile Vertrauen in die Unabhängigkeit des Forums, sondern signalisiert auch dem Globalen Süden, dass alte Elitestrukturen wieder Oberhand gewinnen.
In einer multipolaren Weltordnung, in der neue Allianzen, geoökonomische Selbstbehauptung und gesellschaftliche Teilhabe über Wohlstand und Stabilität entscheiden, hätte Davos die Chance gehabt, neue Glaubwürdigkeit zu generieren.
Stattdessen wird ein Repräsentant eines unternehmenszentrierten Weltbilds installiert – und damit ein Bild zementiert, das der Komplexität der Zeit nicht mehr gerecht wird.
Wer heute an der Spitze des Diskurses steht, trägt nicht nur Verantwortung für Inhalte – sondern für Symbole.
Und genau hier verpasst das WEF seine eigentliche Rolle: eine Plattform zu sein, die Wandel ermöglicht – nicht Rückzug organisiert.
Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist (CGS)
Geopolitical Economy & Strategic World Foresight
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