Autor: Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist
Berlin / Stuttgart im Oktober 2025
Der deutsche Außenminister J. Wadephul war in Syrien, und wie so oft sieht die Öffentlichkeit über die Medien ausschließlich Trümmer. Doch das entspricht weder in Syrien noch in der Ukraine der Realität.
Harasta bei Damaskus liefert die perfekte Kulisse: graue Wände, kaputte Decken, symbolisch aufgeladen. Genau dort ließ sich die Delegation um R. Kiesewetter und J. Wadephul (1) führen, um anschließend zu erklären, Rückführungen nach Syrien seien „nicht zumutbar“.
Die Bilder gingen umgehend durch die Medien, als Beweis einer humanitären Notlage. Doch die gezeigten Häuser waren nie fertiggestellt, kein Wohnraum, sondern Kulisse.
Warum sieht man immer dieselben Trümmerbilder und nie funktionierende Stadtviertel?
Warum greift die Regierung zu dieser emotionalen Kulisse, wenn die Realität längst differenzierter ist?
Warum zeigen Medien selektiv Extreme statt Gesamtlagen?
Wann wurde aus Kommunikation ein Ersatz für Faktenprüfung?
Wer über Damaskus hinausblickt, erkennt:
In der Stadt funktioniert das Leben, Märkte, Cafés, Verkehrsfluss (2).
Gleiches Muster in der Ukraine:
Während politische Kommunikation von Zerstörung spricht, florieren in Bukovel die Skigebiete und in Kiew die Restaurants (3).
Auch hier fällt auf:
Gezeigt werden überwiegend uralte Plattenbauten oder verfallene Häuser sowjetischer Bauart, Bilder, die längst vor Kriegsbeginn marode waren. Sie suggerieren flächendeckende Zerstörung, während Kiew selbst voller Leben ist.
Es geht nicht um Zynismus, sondern um Realitätskorrektur.
Wer nur Trümmer zeigt, schafft moralische Alternativlosigkeit, ein Framing, das innenpolitisch bequem, aber faktenpolitisch unhaltbar ist.
Politik darf kein Emotionstheater aufführen, um Entscheidungen zu vermeiden. Rückführungen, Schutzrechte und humanitäre Verantwortung verlangen Gesamtbilder: regionale Differenzierung, Sicherheitsindikatoren, Lebensrealität.
Alles andere ist Narrativsteuerung und das ist keine Außen- oder Flüchtlingspolitik.
Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist
Quellenverzeichnis
(1) Offizieller Besuch / Zitatlage Johann Wadephul – Harasta (Syrien)
DIE ZEIT: „Wadephul besucht syrische Vororte“ (Okt 2025)
Arab News: „Germany’s foreign affairs committee visits Damascus suburbs“
Xinhua / AA: „German delegation sees destruction in Harasta“
Auswärtiges Amt: Reise- und Lageberichte Syrien (Stand 10/2025)
(2) Syrien – Alltagsrealität
Reuters Images: „Damascus market life amid sanctions“ (2025)
Tartus Today: „Tourism zones reopen under supervision“ (2025)
Al-Mayadeen English: „Everyday Syria: Post-war urban routine“
(3) Ukraine – Funktionierende Räume
Bukovel Resort Official: „Winter 2024/25 Season Open“
Reuters / AP: „Cafés and work return to Kyiv amid air alarms“
Rove.me: „Ski season in the Carpathians“ (2025)
Weitere Referenzen zur Abschiebepolitik:
Le Monde: „Austria resumes returns to Syria“ (2025)
InfoMigrants Europe: „Germany debates differentiated returns“ (2025)