– Vom Rohstoffproduzenten zum globalen Lebens- und Gesellschaftssystem –
Autor: Thomas H. Stütz
Chief Global Strategist – MOC Strategic Institute
Berlin / Stuttgart, September 2025
Einführung:
Die Chemieindustrie steht im Jahr 2025 an einem historischen Wendepunkt. Jahrzehntelang wurde sie primär als Grundstofflieferant verstanden, heute entscheidet sie über die industrielle, gesellschaftliche und geopolitische Souveränität ganzer Staaten.
Ohne Chemie gibt es keine Energiewende, keine Ernährungssicherheit, keine Digitalisierung und keine Hightech-Innovation.
Dieses Whitepaper definiert die Chemie daher neu:
Nicht als klassischen Industriezweig, sondern als gesellschaftliches Betriebssystem, das Energie, Gesundheit, Bau, Ernährung und Technologie unsichtbar miteinander verknüpft.
Die Transformation folgt drei unverrückbaren Prinzipien. Sie bilden das Raster, an dem jede Strategie der kommenden Dekade zu messen ist:
- Technologieoffenheit statt Dogma – Integration aller Pfade (grün, blau, synthetisch, nuklear, bio).
- Systemintegration – Chemie als Plattform, die Energie, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft verbindet.
- Globale Anschlussfähigkeit – Afrika als Produktionsraum, Golfstaaten als Energiepartner, Asien als Innovations- und Wachstumsmarkt.
Legende:
Kapitel 1 – Diagnose: Systemische Schieflage
Bestandsaufnahme der strukturellen, ökonomischen und geopolitischen Defizite der Chemieindustrie: Energiepreisfalle, Rohstoffabhängigkeit, regulatorischer Druck, Investitionsabwanderung und sinkende Wettbewerbsfähigkeit.
Kapitel 2 – Zielbild 2035: Chemie als Lebens- und Gesellschaftssystem
Definition des Soll-Zustands: verlässliche, global integrierte, ökologisch wie technologisch resiliente Chemie mit klaren Ziel-KPIs (Kostenparität, Recyclingquoten, Innovationsdynamik, Versorgungssicherheit).
Kapitel 3 – Strukturelle Neuordnung (Industriearchitektur)
Neuausrichtung der Chemieparks als Resilienzplattformen, Integration von Energie, Recycling, Digitalisierung; Abkehr von reiner Grundstofflogik hin zu gesellschaftlicher Systemarchitektur.
Kapitel 4 – Infrastruktur & Technologie
Aufbau energieautarker Cluster (SMR, Wasserstoff), Großanlagen für Circular Economy, CO₂-to-Value, Hightech-Materialien, Predictive Chemistry.
Kapitel 5 – Finanzierung & Wirtschaft
Kombination aus öffentlichen Rahmeninvestitionen, globalen Staatsfonds (Golf, Asien, Afrika), PPP-Modelle, Rückversicherungen (Hermes), klare Ergebnisorientierung statt Subventionslogik.
Kapitel 6 – Personal & Kultur
Personaloffensive 2025–2035: internationale Fachkräfte, Kooperationen mit Hochschulen, Biochemie-Ausbildung, Kulturwandel von „Kostenfaktor“ zu „Architekt der Zukunft“.
Kapitel 7 – Umsetzung & Governance
Politische Verankerung („Chemie-Infrastrukturgesetz 2026“), Einrichtung eines Chemie-Sanierungsrats beim BMWK, klare Kontrollmechanismen und KPIs, Bonus-Malus-Systeme für Vorstände und Investoren.
Kapitel 8 – Geopolitische Volatilität & Zollpolitik
Analyse der variablen Zölle und Handelsschranken als strategischer Faktor: Risiken für Rohstoffimporte (Phosphate, Naphtha, Seltene Erden) und Exporte (Pharma, Spezialchemie), Chancen durch neue Allianzen (Afrika, Asien, Golf, USA).
Glossar
Definition zentraler Begriffe: Chemiepark, Grundchemikalien, Circular Economy, CO₂-to-Value, SMR, Resilienzplattform, Predictive Chemistry, Hightech-Materialien, Hermes-Deckung.
Quellenverzeichnis
Systematische Auflistung aller Referenzen zu Kapiteln 1–7, nach Kapiteln sortiert, mit vollständigen Angaben und aktiven Weblinks.
Anhang A
Daten- & Kennzahlenübersicht (2025)
Einleitung
Die Chemieindustrie ist ein Symbol, für industrielle Stärke, für technologische Leistungsfähigkeit, für die Grundlagen moderner Gesellschaft.
Doch dieses Symbol ist ins Wanken geraten. Jahrzehntelang verlässlicher Pfeiler der Wertschöpfung, steht die Branche heute unter massivem Druck: exorbitante Energiekosten, geopolitische Abhängigkeiten bei Rohstoffen, eine EU-Überregulierung, die Investitionen lähmt, und eine anhaltende Abwanderung von Schlüsselunternehmen in die USA und nach China.
Die Folgen sind sichtbar: stagnierende Investitionen, Rückzug aus Deutschland, schrumpfende Margen, Verlust von Innovationsführerschaft. Die Chemie ist heute nicht mehr Garant für industrielle Stärke, sondern Risikofaktor für Wettbewerbsfähigkeit, gesellschaftliche Versorgungssicherheit und geopolitische Resilienz.
Aktuell suchen Politik und Industrie nach Konzepten, wie die Branche in Deutschland überleben kann. Doch ein reines Festhalten an Subventionen genügt nicht. Deutschland benötigt keinen „industriellen Verwalter“, sondern den Mut, eine vollkommen neue Architektur zu denken, mit klarer Verantwortlichkeit, resilenter Energie- und Rohstofflogik und messbaren Ergebnissen.
Dieses Sanierungskonzept setzt genau hier an. Es analysiert nicht nur die Defizite, sondern beschreibt ein realistisches, verbindliches und durchsetzbares Zielbild für 2035. Es liefert die notwendige Struktur, die Finanzarchitektur, die Personalstrategie und die Governance-Mechanismen, um die Chemie wieder zu einer globalen Systemarchitektur zu machen, nicht als Kostenblock, sondern als Rückgrat von Energie, Ernährung, Gesundheit, Bau und Digitalisierung.
Kapitel 1 – Diagnose: Systemische Schieflage (2025)
1.1 Industrielle Basis und Standortlage
Die deutsche Chemieindustrie beschäftigt rund 450.000 Menschen¹, erwirtschaftet über 220 Mrd. € Jahresumsatz² und ist einer der größten Exporteure von Vor- und Grundstoffen weltweit. Cluster wie Ludwigshafen (BASF), Leverkusen (Bayer), Marl (Evonik), Bitterfeld (Chemiepark Mitteldeutschland) oder Schwarzheide sind global integrierte Produktionssysteme.
Doch die industrielle Basis erodiert. Während China und die USA Milliarden in neue Chemieparks investieren, stagniert der Standort Deutschland. Seit 2019 sind die Neuinvestitionen um mehr als 25 % zurückgegangen³. BASF verlagert über 10 Mrd. € in den Großstandort Zhanjiang (China)⁴. Die Cluster in Deutschland verlieren damit systematisch an Substanz und Attraktivität.
1.2 Energiepreisfalle
Die Branche ist extrem energieintensiv. Für die Herstellung von einer Tonne Ethylen werden ca. 14 MWh Energie benötigt⁵. Industriestrompreise liegen 2025 in Deutschland bei rund 0,20 €/kWh, in den USA bei 0,07 €/kWh⁶. Das bedeutet: Deutsche Produzenten zahlen das Dreifache und können auf Weltmärkten kaum noch mithalten. Der Stromkostenkeil ist der zentrale Standortkiller.
1.3 Rohstoffabhängigkeit
Die Chemieindustrie ist in hohem Maße importabhängig.
- Phosphate: Marokko kontrolliert rund 70 % der weltweiten Reserven⁷.
- Seltene Erden: China dominiert mit über 80 % Marktanteil bei Verarbeitung⁸.
- Biobasics: Zuckerrohr, Mais und Soja stammen überwiegend aus Südamerika.
Fehlt der direkte Zugang, verlieren Chemieparks in Deutschland ihre industrielle Logik. Politische Instabilität, geopolitische Spannungen und fehlende Handelsabkommen verschärfen die Unsicherheit.
1.4 Regulatorischer Druck
Die EU setzt mit REACH, Green Deal und ESG-Richtlinien hohe Standards, verursacht aber auch hohe Kosten und lange Genehmigungsprozesse. Nationale Maßnahmen (z. B. Energiepreisbremsen) wirken nur temporär und unsystemisch. Während USA und China Standortförderung durch Steueranreize und Infrastrukturprogramme betreiben, verliert die EU-Investitionsattraktivität.
1.5 Innovations- und Recyclingdefizit
Die Chemie trägt rund 7 % zu den globalen CO₂-Emissionen bei⁹. BASF Ludwigshafen ist mit über 20 Mio. t CO₂-Ausstoß pro Jahr größter Einzel-Emittent Deutschlands¹⁰. Gleichzeitig werden weltweit nur 10–15 % der Kunststoffe recycelt, die EU strebt bis 2030 eine Quote von 55 % an¹¹. Deutschland liegt deutlich darunter. Das zeigt: ohne massiven Sprung in Circular Economy und CO₂-to-Value-Technologien ist weder Klimaneutralität noch Wettbewerbsfähigkeit erreichbar.
1.6 Finanz- und Investitionslage
H1 2025: Investitionen stagnieren, während globale Wettbewerber expandieren. Der Kapitalfluss folgt der Kostenlogik: USA (billige Energie), China (Infrastrukturförderung), Golfstaaten (billige Rohstoffe + Kapital). Deutschland verliert.
1.7 Ursachenbündel – warum das System kippt
- Energiepreisfalle (Stromkostenkeil Deutschland–USA).
- Rohstoffabhängigkeit (Marokko, China, Südamerika).
- Regulatorische Übersteuerung (REACH, Green Deal).
- Investitionsabwanderung (BASF, Covestro).
- Innovationsdefizit (Recyclingquoten, CO₂-Emissionen).
1.A Kennzahlen-Dashboard (Ist 2025 – kondensiert)
- Beschäftigte: ~450.000¹
- Umsatz: ~220 Mrd. €²
- Stromkosten: 0,20 €/kWh DE vs. 0,07 €/kWh USA⁶
- Investitionsrückgang: –25 % seit 2019³
- BASF-Investition China: >10 Mrd. €⁴
- CO₂-Anteil global: ~7 %⁹
- BASF Ludwigshafen: >20 Mio. t CO₂ p.a.¹⁰
- Recyclingquote EU: ~15 %, Ziel 2030: 55 %¹¹
1.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix (Kurzform)
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Energiepreisfalle |
Produktionskosten explodieren |
Abwanderung, Verlust globaler Märkte |
Rohstoffabhängigkeit |
Lieferunsicherheit |
Strategische Verwundbarkeit |
Regulatorik |
Lange Genehmigungsprozesse, hohe Kosten |
Innovationsblockade, Standortflucht |
Investitionsabwanderung |
China/USA bauen aus, DE stagniert |
Verlust globaler Wettbewerbsfähigkeit |
Recycling-/CO₂-Defizit |
Hohe Emissionen, niedrige Quoten |
Imageverlust, regulatorische Risiken |
1.C Diagnose-Kernaussage
Die Krise der Chemie ist zu etwa 60 % ein Kosten- und Energieproblem, zu 25 % eine Rohstoff- und Abhängigkeitsfrage und zu 15 % ein Governance-/Regulierungsthema. Geld allein reicht nicht. Entscheidend ist die sofortige Korrektur des Energiepreisnachteils, die Sicherung direkter Rohstoffzugänge und eine regulatorische Entlastung, die Innovationen beschleunigt statt bremst.
1.D Implikationen
Die Chemieindustrie braucht eine harte industriepolitische Neuaufstellung:
- Chemie als kritische Infrastruktur definieren.
- Direktverträge mit Rohstoffländern außerhalb der EU-Mechanismen.
- Investitionsoffensive in energieautarke Chemieparks.
- Governance-KPIs für Vorstand und Politik, damit Verantwortung messbar wird.
Kapitel 2 – Zielbild 2035: Chemie als Lebens- und Gesellschaftssystem
2.1 Leitidee und Soll-Zustand
Die Chemieindustrie des Jahres 2035 darf nicht länger als „Grundstofflieferant“ verstanden werden. Ihr Zielbild ist die Transformation zum gesellschaftlichen Betriebssystem: Sie liefert nicht nur Materialien, sondern die Funktionsbedingungen moderner Gesellschaft – Energie, Gesundheit, Ernährung, Bau, Mobilität und Digitalisierung.
Der Soll-Zustand definiert die Chemie als integriertes Lebens- und Gesellschaftssystem. Das bedeutet: autarke, resiliente Chemieparks, die Energie erzeugen, CO₂ als Rohstoff nutzen, Recyclingkreisläufe schließen und zugleich die Basis für Hightech-Industrien liefern. Chemie wird damit von einem CO₂-Problem zu einer Klima- und Innovationslösung.
2.2 Ziel-KPIs (Key Performance Indicators)
Für 2035 lassen sich messbare Zielgrößen definieren:
- Kostenparität international: Stromkosten ≤ 0,10 €/kWh in Chemieparks (Eigenversorgung über SMR, H₂, Kreisläufe).
- Recyclingquote: ≥ 55 % aller Kunststoffe in Europa recycelt (Zielerreichung des EU-Aktionsplans, aktuell ~15 %¹²).
- CO₂-Reduktion: –50 % Emissionen ggü. 2025 (globaler Beitrag zu Klimazielen, Nutzung von CO₂-to-Value-Technologien).
- Innovationsdynamik: 20 % F&E-Anteil am Umsatz; klare Leaderrolle in Nanochemie, Biochemie und Quantenmaterialien.
- Versorgungssicherheit: >80 % der kritischen Rohstoffe (Phosphate, Seltene Erden, Biobasics) über bilaterale Verträge gesichert.
- Globale Präsenz: Chemiecluster in Afrika (Produktionsbasis), Golfstaaten (Energie-Hubs), Asien (Wachstumsmarkt), Europa (Kompetenzzentrum).
2.3 Strukturelle Kernarchitektur
Das Zielbild setzt auf eine Dreifach-Architektur:
- Resilienz-Chemieparks in Deutschland/EU – mit autarker Energie, CO₂-Verwertung, Kreisläufen.
- Globale Cluster – Afrika als Produktionsbasis, Asien als Innovationsmarkt, Golfstaaten als Energiedrehscheibe.
- Digitale Steuerungssysteme – Predictive Chemistry und KI, die Stoff- und Energieströme in Echtzeit koordinieren.
Damit verschiebt sich das Geschäftsmodell: Weg von Tonnenproduktion, hin zu Systemlösungen: „Energie + Material + Recycling + Sicherheit“ aus einer Hand.
2.4 Gesellschaftliche Einbettung
Das Zielbild definiert die Chemie nicht als industrielle Nische, sondern als Bestandteil einer Gesellschaftsarchitektur:
- Energie: Chemieparks stabilisieren Stromnetze und liefern Wasserstoff.
- Gesundheit: Biochemische Plattformen ermöglichen personalisierte Medizin.
- Ernährung: Molekulare Verfahren sichern Proteinversorgung für 10 Mrd. Menschen.
- Bauen & Wohnen: Intelligente Materialien machen Städte resilient und CO₂-negativ.
- Hightech: Chemie liefert Quantenchips, Nanomaterialien, Speichertechnologien.
2.5 Politisch-strategische Dimension
Die Chemie wird im Zielbild 2035 als kritische Infrastruktur rechtlich gleichgestellt mit Energie, Wasser und Daten. Politische Steuerung bedeutet: weniger kleinteilige Subventionen, mehr strategische Verträge mit Rohstoffländern, mehr Investitionssicherheit über Rückversicherer und Staatsfonds.
2.A Zielbild-Dashboard (2035)
- Stromkosten in Chemieparks: ≤ 0,10 €/kWh
- Recyclingquote: ≥ 55 % (EU-Ziel erreicht)
- Emissionsminderung: –50 % ggü. 2025
- F&E-Anteil: 20 % des Branchenumsatzes
- Rohstoffsicherheit: ≥ 80 % durch direkte Verträge
- Globale Präsenz: aktive Cluster auf 3 Kontinenten
2.B Kernaussage Zielbild
Die Chemieindustrie des Jahres 2035 ist nicht länger ein Grundstofflieferant, sondern ein Architekt gesellschaftlicher Resilienz. Sie verbindet Energie, Gesundheit, Ernährung, Bau und Hightech zu einer unsichtbaren Lebensarchitektur.
Das Zielbild ist erreichbar, wenn der Energiepreisnachteil korrigiert, die Rohstoffsicherung politisch verankert und die Clusterstrategie konsequent umgesetzt wird. Andernfalls bleibt Europa Konsument fremder Chemiesysteme, abhängig, teuer und strukturell geschwächt.
Kapitel 3 – Strukturelle Neuordnung (Industriearchitektur)
3.1 Ausgangslage
Die deutsche Chemieindustrie ist historisch gewachsen in einem dichten Geflecht aus Großkonzernen (BASF, Bayer, Covestro, Evonik, Wacker) und mittelständischen Spezialchemieunternehmen. Dazu kommen über 2000 Zulieferer und Partnerstrukturen. Ergebnis: hohe Wertschöpfung, aber fragmentierte Verantwortlichkeiten und fehlende Transparenz in Steuerung und Governance.
Das heutige Modell ist nicht krisenfest:
- Zu viele Einzelstrukturen, die unabhängig voneinander agieren.
- Energie- und Rohstoffversorgung oft fremdgesteuert.
- Innovationszyklen werden durch Bürokratie und fehlende Skalierung gebremst.
3.2 Zielbild 2035 – Dreiteilung nach Kernlogik
Analog zur Neuordnung der Deutschen Bahn benötigt die Chemie eine klare Konzernarchitektur:
- Chemie Infra (Infrastruktur & Energie)
- Betrieb der Chemieparks, Energieversorgung (SMR, H₂, Abwärme), Logistik und Clusterintegration.
- Verantwortung: Resilienz, Kreisläufe, Rohstoffmanagement.
- Chemie Life (Gesundheit, Ernährung, Biochemie)
- Fokus: Molekulare Medizin, Biobasics, Ernährungssysteme.
- Ziel: Transformation von Düngemitteln und Pestiziden hin zu biochemischer Prävention und gesunder Ernährung.
- Chemie Tech (Hightech-Materialien & Digitalisierung)
- Fokus: Nanochemie, Quantenchips, Speichertechnologien, Smart Materials.
- Ziel: Chemie als Innovationsmotor in Halbleitern, Digitalisierung, Raumfahrt.
Damit entsteht eine funktionale Dreiteilung: Infra – Life – Tech.
3.3 Governance & Steuerung
- Abschaffung der Holding-Logik: Statt unübersichtlicher Konzernspitzen klare operative Einheiten mit Output-Verantwortung.
- Transparenzpflicht: Jährliche Kennzahlenberichte (Energieeffizienz, Recyclingquote, Emissionen, F&E-Anteil).
- Aufsicht & Kontrolle: Einrichtung eines Chemie-Sanierungsrats beim Bundeskanzleramt – analog zum Bahnsanierungsrat.
3.4 Finanzierung & Investorenstruktur
- Infra: Finanzierung über Bund (strategische Infrastruktur), ergänzt durch PPP-Modelle.
- Life: Kooperation mit Pharma, Agrarwirtschaft, WHO, Entwicklungsbanken.
- Tech: Beteiligung globaler Investoren (Golfstaaten, Asien, Venture Capital für Hochtechnologie).
3.5 Internationale Architektur
- Afrika: Chemiecluster mit lokaler Energie (Solar, H₂), Rohstoffsicherung und Exportstrukturen.
- Golfstaaten: Energiepartnerschaften + Staatsfonds als Investoren.
- Asien: Produktionsstandorte + Innovationspartnerschaften.
- Europa/Deutschland: Steuerungs- und Kompetenzzentrum.
3.A Kennzahlen-Dashboard – Industriearchitektur
- Anzahl Gesellschaften (heute): > 2.000 → Ziel: < 500 durch Integration.
- Energieautarkie Chemieparks: 0 % (2025) → ≥ 80 % (2035).
- Recyclingquote in Clusterlogik: 15 % (2025) → ≥ 55 % (2035).
- F&E-Anteil: 10 % (2025) → 20 % (2035).
3.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Zersplitterte Konzernstruktur |
Fehlende Skaleneffekte |
Hohe Kosten, geringe Agilität |
Energieabhängigkeit |
Volatile Preise |
Abwanderung von Investitionen |
Fehlende Dreiteilung (Infra–Life–Tech) |
Unklare Verantwortlichkeiten |
Innovations- und Steuerungsdefizite |
Dominanz externer Investoren (USA/China) |
Kapitalabfluss |
Verlust industrieller Souveränität |
3.C Kernaussage
Die Neuordnung der Industriearchitektur ist Voraussetzung, um die Chemieindustrie aus der strukturellen Defensive zu holen. Nur eine klare Dreiteilung (Infra – Life – Tech), ergänzt um internationale Cluster, schafft Transparenz, Investitionssicherheit und Innovationsdynamik.
Ohne diese Strukturreform bleibt die Chemieindustrie ein Flickenteppich: zu teuer, zu abhängig, zu langsam.
Kapitel 4 – Infrastruktur & Technik
4.1 Ausgangslage
Die Chemieindustrie ist die energieintensivste Branche Deutschlands. Allein für die Herstellung von 1 Tonne Ethylen werden ca. 14 MWh Energie benötigt¹. Der Strompreis in Deutschland lag 2025 bei rund 0,20 €/kWh, fast dreimal so hoch wie in den USA². Diese Diskrepanz ist einer der zentralen Treiber für Produktionsverlagerungen.
Hinzu kommt:
- Anlagenalter vieler deutscher Chemieparks: >30 Jahre.
- Geringe Digitalisierungstiefe in Stoff- und Energieströmen.
- Mangelnde Integration von Kreislaufwirtschaft.
Die Infrastruktur ist damit nicht mehr global konkurrenzfähig, weder energetisch, noch logistisch, noch technologisch.
4.2 Energieversorgung & Autarkie
- Status 2025: Chemieparks sind vollständig vom öffentlichen Netz abhängig; Energiepreise treiben Standortschwäche.
- Ziel 2035: Autarke Chemieparks mit Small Modular Reactors (SMR), Wasserstoff-Clustern und Abwärmenutzung.
Praxisbeispiel: Ein SMR-Modul mit 300 MW kann die Grundlast eines mittelgroßen Chemieparks vollständig decken³.
Maßnahmen:
- Einführung von Pilot-SMRs in Ludwigshafen, Leverkusen und Marl bis 2030.
- Aufbau von Wasserstoff-Infrastruktur (Elektrolyse + Pipelines) in Verbund mit Hafenclustern (Rotterdam, Hamburg).
- Nutzung von Prozessabwärme zur Fernwärmeversorgung angrenzender Städte.
4.3 Kreislaufwirtschaft & CO₂-to-Value
- Weltweit werden nur ~10 % aller Kunststoffe recycelt; die EU liegt bei 15 %, Ziel 2030 sind 55 %⁴.
- BASF emittiert in Ludwigshafen jährlich über 20 Mio. Tonnen CO₂⁵, mehr als viele europäische Länder insgesamt.
Lösungsansatz:
- Großindustrielle CO₂-to-Value-Anlagen, die Abgase in Basischemikalien, Kunststoffe oder synthetische Kraftstoffe überführen.
- Skalierung von chemischem Recycling (Pyrolyse, Solvolyse).
- Verpflichtende Kreislaufquoten in Chemieparks: Jeder Standort muss bis 2035 ≥55 % seiner Rohstoffe aus Recyclingquellen gewinnen.
4.4 Digitale Transformation & Predictive Chemistry
Die Branche hinkt in Digitalisierung und KI-Anwendungen hinterher. Nur ~15 % der Stoffströme sind digital transparent erfasst⁶.
Next Step:
- Einführung von „Predictive Chemistry“: KI-gestützte Prozesssteuerung in Echtzeit.
- Aufbau digitaler Zwillinge für Großanlagen (z. B. Steamcracker) zur Effizienzoptimierung.
- Vollintegration von Lieferketten: Rohstoffinput, Energiebedarf, Abnehmerströme in einer Plattform.
4.5 Logistik & Clustertechnik
- Binnenhäfen am Rhein sind die Lebensadern (z. B. Ludwigshafen, Dormagen). Niedrigwasserperioden blockieren regelmäßig Lieferströme.
- Pipelinesysteme (Naphtha, Ethylen, Wasserstoff) sind veraltet und regional unvollständig.
Strategische Maßnahmen:
- Aufbau redundanter Pipeline-Systeme (inkl. Wasserstoff-Backbone).
- Kombination Schiene–Binnenschiff–Pipeline als integrierte Clusterlogistik.
- Investition in Hafeninfrastruktur (z. B. CO₂-Terminals für Export von Abgasen in Speicherprojekte).
4.A Kennzahlen-Dashboard – Infrastruktur & Technik
- Strompreis: 0,20 €/kWh (Deutschland) vs. 0,07 €/kWh (USA).
- CO₂-Emissionen Chemie global: 7 % der weltweiten Gesamtemissionen⁷.
- Recyclingquote Kunststoffe: 15 % EU → Ziel 55 % bis 2030.
- Investitionen BASF China (Zhanjiang): >10 Mrd. € bis 2030⁸, in Deutschland Rückgang von Investitionen seit 2019 um >25 %.
4.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Hohe Energiepreise |
Produktionsverlagerung |
Deindustrialisierung |
Alte Anlagen (Ø >30 Jahre) |
Ineffizienz, Störanfälligkeit |
Verlust Wettbewerbsfähigkeit |
Fehlende Kreislaufintegration |
Hohe CO₂-Bilanz |
Verlust von Märkten (ESG/Taxonomie) |
Niedrige Digitalisierung |
Intransparente Stoffströme |
Kostensteigerung, Innovationsstau |
Schwache Logistik-Redundanz |
Lieferausfälle bei Niedrigwasser |
Abhängigkeit von Auslandspipelines |
4.C Kernaussage
Die Infrastruktur der Chemieindustrie ist das Rückgrat, doch sie ist alt, teuer und ineffizient.
Nur ein Dreiklang aus Energieautarkie, Kreislaufwirtschaft und digitaler Steuerung kann die Wettbewerbsfähigkeit zurückbringen.
Die Chemieparks von morgen müssen Resilienzplattformen sein:
- energetisch autark,
- logistisch redundant,
- digital vernetzt,
- ökologisch integriert.
Ohne diesen Umbau bleibt die deutsche Chemie ein Hochlastsystem ohne Zukunft.
Kapitel 5 – Finanzierung & Wirtschaft
5.1 Ausgangslage
Die Chemieindustrie steht vor einer doppelten Herausforderung: Hoher Investitionsbedarf bei gleichzeitig sinkender Standortattraktivität.
- Investitionsstau in deutschen Chemieparks: geschätzt > **50 Mrd. €**¹.
- Investitionsrückgang seit 2019: −25 %².
- Verlagerung: BASF investiert >10 Mrd. € in Zhanjiang (China)³, während in Deutschland kaum noch Großprojekte realisiert werden.
Die Kapitalmärkte sehen die Branche zunehmend als „Hochlastsystem“ mit regulatorischen Risiken. ESG-Kriterien machen Investitionen in CO₂-intensive Prozesse schwieriger, während Subventionslogiken (z. B. Strompreisbremsen) die Grundprobleme nicht lösen.
5.2 Neue Finanzarchitektur – Chemiefonds Deutschland
Analog zum „Schienenfonds“ bei der Bahn braucht es einen Chemiefonds Deutschland als zentrale Finanzierungsplattform:
- Bundesmittel für Infrastrukturmodernisierung, Energieintegration (SMR, H₂), Kreislaufwirtschaft.
- PPP-Modelle mit Banken und Industrie (z. B. für Recyclinganlagen, CO₂-to-Value).
- Internationale Fonds (Golfstaaten, asiatische Staatsfonds) für Großinvestitionen.
Ziel: Entschuldung der Kerninfrastruktur und klare Trennung von Infrastruktur- und Betriebsfinanzierung.
5.3 Finanzierungsinstrumente
- Public-Private-Partnerships (PPP):
- Clusteraufbau in Afrika (Phosphat, Biobasics).
- Wasserstoffintegration (Golfstaaten, EU-Häfen).
- Kapitalmarktinstrumente:
- „Green Bonds“ für Circular Economy und CO₂-to-Value.
- „Innovation Bonds“ für Nanochemie & Biotech.
- Internationale Entwicklungsbanken:
- Finanzierung von Afrika-Chemieparks über Weltbank/EBRD/AIIB.
- Rückversicherungen & Hermes-Deckungen:
- Risikoabsicherung bei Investitionen in instabilen Märkten.
5.4 Kosten-Nutzen-Logik
- Status quo: Jährlich Milliardenverluste durch Produktionsverlagerung, CO₂-Kosten, Ineffizienz.
- Potenzial: Jeder Euro in Circular Economy bringt mittelfristig 2–3 € Wertschöpfung⁴.
- ROI neuer Technologien:
- SMR: Amortisation nach ~12–15 Jahren.
- CO₂-to-Value: Break-even in 10–12 Jahren bei steigenden CO₂-Preisen.
5.5 Governance & Output-Orientierung
- Abkehr von Subventionspolitik: Keine kurzfristigen Hilfspakete, sondern Output-gesteuerte Finanzierung.
- KPI-Logik:
- Energieautarkie-Grad Chemieparks (%).
- Recyclingquote (%).
- Emissionen je produzierter Tonne.
- F&E-Anteil (% vom Umsatz).
Nur wer Fortschritt nachweist, erhält Mittel, analog zu Bonus-Malus-Systemen.
5.A Kennzahlen-Dashboard – Finanzierung & Wirtschaft
- Investitionsstau: >50 Mrd. € (2025).
- Investitionsrückgang: −25 % seit 2019.
- BASF Zhanjiang: >10 Mrd. € bis 2030.
- Recyclingquote EU: 15 % → Ziel 55 % bis 2030.
- ROI: SMR ~12–15 Jahre; CO₂-to-Value ~10–12 Jahre.
5.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Hohe Energiepreise |
Verlagerung von Investitionen |
Standortabbau in Deutschland |
ESG-Regulatorik |
Kapitalverteuerung |
Unterfinanzierung von Grundchemie |
Subventionslogik |
Kurzfristige Entlastung |
Strukturelle Abhängigkeit vom Staat |
Fehlende Fondsarchitektur |
Kein Hebel für private Investoren |
Kapital fließt in Auslandsmärkte |
5.C Kernaussage
Ohne eine neue Finanzarchitektur droht die Chemieindustrie in Deutschland/EU zu zerfallen.
Die Lösung ist nicht mehr Geld, sondern anderes Geld: Fonds-Logik, Output-Kriterien, internationale Co-Investoren.
Nur wenn Kapitalströme neu organisiert werden, mit klarer Trennung von Infrastruktur und Betrieb sowie einer ROI-Logik über Dekaden, kann die Chemiebranche ihre Rolle als Grundstoffsystem und Zukunftsarchitektur behalten.
Kapitel 6 – Personal & Kultur
6.1 Ausgangslage
Die Chemieindustrie beschäftigt in Deutschland rund 450.000 Menschen¹ direkt und über zwei Millionen indirekt. Sie zählt damit zu den größten industriellen Arbeitgebern. Doch die Personalarchitektur steht unter massivem Druck:
- Fachkräftemangel: Bis 2035 werden nach Schätzungen des VCI rund 100.000 Fachkräfte² altersbedingt ausscheiden.
- Qualifikationslücken: Digitalisierung, KI und Biotechnologie erfordern neue Kompetenzen, die in klassischen Ausbildungspfaden kaum abgedeckt sind.
- Employer Branding: Das Image der Chemiebranche leidet unter Assoziationen mit Umweltbelastung, statt als „Zukunftsarchitektur“ wahrgenommen zu werden.
- Migration & Demografie: Deutschland verliert jährlich qualifizierte Fachkräfte an attraktivere Standorte (USA, Schweiz, Skandinavien).
6.2 Zielbild 2035 – Chemie als Zukunftsarbeitgeber
Die Chemieindustrie muss ihr Selbstbild transformieren: Vom „Chemiefabrikanten“ hin zum Arbeitgeber für Zukunftstechnologien.
- Positionierung: Chemie als Enabler für Klimaschutz, Gesundheit, Ernährung, Digitalisierung.
- Kulturwandel: Weg von hierarchischer Konzernlogik, hin zu agilen, forschungsnahen Strukturen.
- Attraktivität: Arbeitsbedingungen, Work-Life-Balance und Internationalität als Wettbewerbsfaktoren.
6.3 Personaloffensive 2025–2030
- Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen:
- Ausbau dualer Studiengänge Chemie + KI + BioTech.
- Praxiscluster zwischen Chemieparks und Universitäten (z. B. Ludwigshafen – TU Kaiserslautern).
- Umschulungsprogramme für Fachkräfte:
- Chemiearbeiter → Biochemie-/Digitalfachkräfte.
- Programme durch Bund + Industrie, kofinanziert über Chemiefonds.
- Migration von Talenten:
- Attraktive Blue-Card-Programme für Ingenieure und Forscher aus Asien, Afrika, Lateinamerika.
- Internationale Recruiting-Offensiven in Kooperation mit Goethe-Instituten und Handelskammern.
- Employer Branding:
- Kampagne „Chemie schützt Leben“ – Betonung der Rolle in Klima, Gesundheit, Ernährung.
- Kooperation mit Schulen, um Nachwuchs frühzeitig zu gewinnen.
6.4 Kultur & Organisation
- Problem: Viele Chemieunternehmen sind durch klassische Hierarchien und Konzernbürokratie geprägt.
- Lösung:
- Einführung agiler Management-Modelle.
- Förderung interdisziplinärer Teams (Chemie, Bio, IT, Energie).
- Innovationszentren innerhalb der Konzerne, in denen Start-up-Kultur praktiziert wird.
6.5 Internationale Dimension
- Afrika: Aufbau lokaler Ausbildungszentren (z. B. für Smart Farming & Chemie).
- Asien: Kooperationen mit führenden Forschungseinrichtungen (Indien: Pharma; China: Materialwissenschaften).
- USA: Austauschprogramme für Hightech & Biochemie.
6.A Kennzahlen-Dashboard – Personal & Kultur
- Beschäftigte: 450.000 (2025).
- Fachkräftelücke: −100.000 bis 2035.
- Frauenanteil in Führungspositionen: ~20 % (Ziel ≥40 % bis 2035).
- Anteil internationaler Fachkräfte: ~8 % (Ziel ≥25 % bis 2035).
- Ausbildungsplätze Chemiebranche: ~25.000 p.a. (Ziel +50 % bis 2030).
6.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Fachkräftemangel |
Engpässe in Produktion & Forschung |
Innovationsstau |
Demografischer Wandel |
Altersbedingte Abgänge |
Wissensverlust |
Negatives Branchenimage |
Sinkende Attraktivität |
Nachwuchsmangel |
Bürokratische Strukturen |
Geringe Agilität |
Verlust an Wettbewerbsfähigkeit |
6.C Kernaussage
Die Chemieindustrie ist nicht nur eine technologische, sondern auch eine personelle Resilienzfrage. Ohne Fachkräfte, ohne Kulturwandel, ohne internationales Recruiting verliert die Branche ihre Innovations- und Zukunftsfähigkeit.
Die Antwort liegt in einer Personaloffensive 2025–2030, die Ausbildung, Migration, Umschulung und Kulturwandel verbindet. Nur so wird Chemie von einem Industriezweig zum attraktiven Zukunftsarbeitgeber.
Kapitel 7 – Umsetzung & Governance
7.1 Ausgangslage
Die Chemieindustrie ist ein Systemschlüssel für Deutschland und Europa. Doch bisher fehlt es an einer verbindlichen Governance-Struktur. Politische Maßnahmen sind fragmentiert, Industrieinitiativen oft kurzfristig und Investorenstrategien überwiegend profitorientiert.
Das Ergebnis: Verantwortungsdiffusion, niemand trägt die Gesamtverantwortung für die Transformation der Chemiebranche.
7.2 Gesetzliche Verankerung
Analog zum geplanten „Bahn-Sanierungsgesetz“ braucht es ein „Chemie-Transformationsgesetz 2026“.
Kernelemente:
- Einstufung der Chemie als kritische Infrastruktur.
- Verankerung von Energie- und Rohstoffsicherung als Staatsaufgabe.
- Vereinfachte Genehmigungsverfahren (One-Stop-Shop für Großanlagen).
- Verbindliche Kreislauf- und CO₂-Quoten bis 2035.
7.3 Institutionelle Steuerung
Einrichtung eines Chemie-Sanierungsrats beim Bundeskanzleramt:
- Mitglieder: Bund, Länder, Industrie (BASF, Bayer, Covestro, Evonik, Wacker), Banken, Gewerkschaften, Wissenschaft (Fraunhofer, Max-Planck).
- Aufgabe: Steuerung, Monitoring und Kontrolle der Transformation.
- Instrumente: Roadmap, KPI-Tracking, Bonus-Malus-Systeme.
7.4 Kontrollmechanismen & KPIs
- Energieautarkie der Chemieparks: Anteil selbst erzeugter Energie (%).
- Recyclingquote: Ziel 55 % bis 2030, 70 % bis 2035.
- Emissionen pro Tonne Produkt: Jährliche Reduktion um 5 %.
- Investitionsvolumen in Deutschland: Ziel >20 Mrd. € p.a. bis 2030.
- F&E-Quote: Ziel 20 % bis 2035.
Alle KPIs werden im Chemiefonds Deutschland verankert, Mittel fließen nur bei nachweisbarer Zielerreichung.
7.5 Roadmap 2025–2035
- 2025–2027: Gesetzesverankerung, Fonds-Start, erste Pilotprojekte (SMR, CO₂-to-Value).
- 2028–2031: Aufbau neuer Cluster (Afrika, Golf), Ausbau Kreislaufwirtschaft, Migration von Fachkräften.
- 2032–2035: Vollintegration Chemie = Lebensarchitektur, internationale Systemführerschaft.
7.6 Bonus-Malus-Logik
- Industrieunternehmen erhalten Investitionsboni bei Zielerreichung (z. B. Recyclingquote, Emissionen).
- Versäumnisse führen zu Malus-Zahlungen oder Ausschluss aus Förderprogrammen.
- Politik wird durch jährliche Fortschrittsberichte im Bundestag und EU-Parlament zur Rechenschaft verpflichtet.
7.7 Beteiligung der Stakeholder
- Länder: Integration regionaler Cluster (z. B. Bitterfeld, Marl, Ludwigshafen).
- Wirtschaft: Abnehmerbranchen (Automotive, Bau, Pharma, Hightech) sind Teil der Roadmap.
- Wissenschaft: Begleitung durch Fraunhofer, Max-Planck, Universitäten.
- Gesellschaft: Transparenzberichte und Kommunikationskampagnen, um Akzeptanz zu sichern.
7.A Kennzahlen-Dashboard – Umsetzung & Governance
- Fondsvolumen: ≥100 Mrd. € bis 2035.
- Anteil autarker Chemieparks: 0 % (2025) → 80 % (2035).
- Recyclingquote: 15 % (2025) → 70 % (2035).
- Exportvolumen Afrika-Cluster: Ziel >50 Mrd. €/Jahr bis 2035.
- Anteil internationale Fachkräfte: 8 % (2025) → 25 % (2035).
7.B Ursachen-/Wirkungs-Matrix
Ursache |
Unmittelbare Wirkung |
Systemische Folge |
Fehlende Governance-Struktur |
Keine Gesamtkoordination |
Fragmentierung & Stillstand |
Lange Genehmigungsprozesse |
Projektverzögerungen |
Investitionsstau |
Fehlende Transparenz in Finanzierung |
Ineffizienz, Mitnahmeeffekte |
Vertrauensverlust bei Investoren |
Keine verbindlichen KPIs |
Erfolgsunsicherheit |
Verlust internationaler Wettbewerbsfähigkeit |
7.C Kernaussage
Die Transformation der Chemieindustrie ist kein Marktprozess, sondern ein Governance-Projekt nationaler Tragweite.
Nur durch gesetzliche Verankerung, Fondslogik, verbindliche KPIs und einen starken Chemie-Sanierungsrat kann Deutschland seine Rolle als Kompetenzzentrum sichern.
Ohne diesen Schritt bleibt die Chemieindustrie ein Flickenteppich und Deutschland verliert die Kontrolle über sein industrielles Rückgrat.
Kapitel 8 – Geopolitische Volatilität & Zollpolitik
8.1 Ausgangslage: Zölle als systemischer Risikofaktor
Die Chemieindustrie steht in einer besonderen Doppelrolle: Sie ist sowohl Hochimporteur von Rohstoffen (Naphtha, Gas, Phosphate, Seltene Erden, Biobasics) als auch Exportunternehmer von Veredelungsprodukten (Spezialchemie, Pharma, Kunststoffe, Hightech-Materialien).
Zölle und handelspolitische Schranken wirken daher nicht nur einseitig, sondern zweischneidig:
- Erhöhte Rohstoffzölle treiben Produktionskosten und verschärfen die Wettbewerbsnachteile gegenüber den USA oder Asien.
- Exportzölle oder Zielmarkt-Barrieren reduzieren Absatzvolumen und gefährden Investitionslogik.
Im Jahr 2025 ist die Chemie damit ein Paradebeispiel für „geoökonomische Verwundbarkeit“.
8.2 Rohstoffdimension – Zölle auf die Inputs
Phosphate: Marokko kontrolliert ~70 % der Weltreserven. Bereits geringe Zollerhöhungen (5–10 %) wirken wie ein Hebel auf globale Düngemittelpreise und treffen deutsche Produzenten mit hoher Importabhängigkeit.*¹
Seltene Erden: China als Quasi-Monopolist (>80 % Marktanteil) nutzt Exportquoten und Lizenzmechanismen faktisch als geopolitische Waffe.*²
Energieimporte (Naphtha, LNG): Volatile Zollpolitiken, etwa bei LNG-Terminals oder Zwischenhandelsabgaben, schlagen in Chemieparks unmittelbar auf Produktionskosten durch.
Fazit: Ohne direkte, bilaterale Rohstoffpartnerschaften jenseits multilateraler EU-Mechanismen wird die deutsche Chemie dauerhaft in der Kostenfalle gefangen bleiben.
8.3 Exportdimension – Zölle auf die Outputs
USA: Der „Inflation Reduction Act“ koppelt Förderungen an US-Produktionsstandorte; Zölle und nichttarifäre Schranken benachteiligen europäische Exporte.*³
China: Nutzt Zollpolitik asymmetrisch: Eigene Exporte begünstigt, ausländische Spezialchemie durch technische Standards und Zulassungsverfahren faktisch blockiert.
Afrika: Noch geringe Zollbarrieren, aber wachsende Tendenz, lokale Wertschöpfung durch Exportsteuern zu erzwingen (z. B. Düngemittel, Biobasics).
Golfstaaten: Zollfreie Investitionspartnerschaften sind möglich, erfordern aber frühzeitige strategische Allianzen.
Fazit: Absatzmärkte für Spezialchemie sind keine Selbstverständlichkeit, sie müssen geopolitisch und vertraglich gesichert werden.
8.4 Zölle als geopolitische Waffe
Zölle im 21. Jahrhundert sind nicht mehr primär ein fiskalisches Instrument, sondern ein Machtmittel. Sie dienen:
- Industriepolitik (USA: Schaffung von Standortvorteilen),
- Geopolitischem Druck (China: Ressourcenkontrolle),
- Staatskonsolidierung (Afrika: Wertschöpfung im Land halten),
- Systemischer Umlenkung (EU: Green Deal-Mechanismen, Carbon Border Adjustment Mechanism – CBAM).
Die Chemieindustrie wird dadurch in eine „Sandwich-Position“ gedrängt: Global unverzichtbar, aber gleichzeitig leicht verwundbar.
8.5 Strategische Gegenarchitektur
Um Zölle nicht als Bedrohung, sondern als Hebel zu nutzen, braucht es eine dreifache Strategie:
- Diversifizierung der Rohstoffzugänge: Direktverträge mit Marokko, Jordanien, Kanada (Phosphate); langfristige LNG-/Naphtha-Verträge mit Golfstaaten; Aufbau afrikanischer Cluster zur Zollfreiheit via bilaterale Abkommen.
- Bündelung europäischer Nachfrage: Gemeinsame Rohstoff- und Energiepools (analog Energiegemeinschaft), um Zollpolitik nicht auf einzelne Staaten wirken zu lassen.
- Zollpartnerschaften mit Schlüsselregionen: Strategische „Chemie-Freihandelsräume“ (Afrika-EU, Golf-EU, Indien-EU) – jenseits reiner WTO-Mechanik.
8.6 Handlungspfad für Deutschland & EU
- Chemie als kritische Infrastruktur deklarieren – auch in handelspolitischer Dimension.
- Handelspolitik mit Chemie-Fokus verankern: BMWK und EU müssen Zollpolitik aktiv mitgestalten, nicht nur reagieren.
- Chemie-Zoll-Taskforce: Industrie + Staat + Banken → laufendes Monitoring, sofortige Reaktionsmechanismen bei Zolländerungen.
- Souveräne Investitionsachsen: Eigene Cluster in Afrika/Golf/Asien, die durch direkte Verträge Zollschranken umgehen.
8.7 Schlussfolgerung Kapitel 8
Zollpolitik ist kein Nebenschauplatz, sie ist ein strategisches Schlachtfeld.
Wer Zölle ignoriert, verliert Kostenkontrolle, Absatzmärkte und geopolitische Handlungsfähigkeit. Wer sie aktiv gestaltet, macht die Chemie nicht nur widerstandsfähig, sondern zum Gestalter globaler Handelsarchitektur.
Damit ist klar:
Chemie-Souveränität ist nicht nur eine Frage von Energie oder Technologie, sondern gleichermaßen eine Frage der Zollpolitik als geopolitischem Machtinstrument.
Schlussakkord – Die Stunde der Entscheidung
Die Diagnose ist eindeutig:
Die Chemieindustrie in Deutschland und Europa verliert seit Jahren an Boden. Kostenhandicap, regulatorische Übersteuerung, fehlende Rohstoffsicherheit und Investitionsflucht bedrohen nicht nur einzelne Standorte, sondern die industrielle Gesamtarchitektur.
Noch gravierender ist jedoch, dass Politik und Öffentlichkeit die Tragweite dieser Entwicklung unterschätzen. Chemie ist kein „Sektor“ unter vielen, sie ist das Fundament jeder modernen Gesellschaft.
Wer die Chemie verliert, verliert nicht nur Produktionskapazitäten, er verliert Souveränität über Energie, Ernährung, Gesundheit und Hightech. Damit steht die gesamte Wertschöpfungskette Europas zur Disposition.
Die Aufgabe der kommenden Dekade lautet deshalb: Transformation statt Nostalgie.
- Politik muss die Chemie endlich als kritische Infrastruktur begreifen, gleichrangig mit Energie und Daten, und durch klare, technologieoffene Regeln die Grundlage für Investitionen schaffen.
- Industrie darf sich nicht länger als Kostenfaktor missverstehen, sondern muss ihre Rolle als Architekt gesellschaftlicher Systeme offensiv annehmen, von Energie über Kreisläufe bis hin zu Gesundheit und Ernährung.
- Investoren und Banken müssen ihre Perspektive verschieben: Chemie ist kein „Altlasten-Thema“, sondern einer der wenigen Hebel, mit denen sich über Dekaden stabile Renditen und geopolitische Wirkung erzielen lassen.
Das bedeutet:
- Aufbau neuer Chemieparks als Resilienzplattformen mit eigener Energieversorgung (SMR, Wasserstoff, Abwärmenutzung).
- Strategische Sicherung von Rohstoffpartnerschaften, bilateral, jenseits langsamer EU-Institutionen.
- Großindustrielle Circular-Economy-Anlagen als Pflichtinvestitionen, nicht als Pilotprojekte.
- Globale Expansion: Afrika als Produktionsraum, Golfstaaten als Energiepartner, Asien als Innovationsmarkt.
Noch bleibt ein Zeitfenster von etwa zehn Jahren. Doch es schließt sich rapide. Jede Verzögerung erhöht die Abhängigkeit von China, den USA und geopolitisch instabilen Regionen.
Die Wahrheit ist unbequem, aber unausweichlich: Die Chemieindustrie entscheidet über die Zukunftsfähigkeit Europas.
Entweder wir begreifen sie als strategisches Rückgrat einer eigenständigen Ordnung oder wir erleben den schleichenden Verlust von Wohlstand, Sicherheit und technologischer Führungsrolle.
Es ist die Stunde der Entscheidung. Nicht irgendwann, nicht später. Jetzt.
Glossar:
Chemiepark
Integriertes Industriecluster, in dem Produktion, Energie, Logistik, Sicherheit und Kreislaufwirtschaft räumlich und organisatorisch verzahnt sind. Beispiel: Ludwigshafen, Leverkusen, Marl.
Grundchemikalien
Basische Stoffe wie Ethylen, Propylen, Ammoniak, Chlor und Schwefelsäure. Ausgangspunkt für nahezu alle industriellen Wertschöpfungsketten (Kunststoffe, Düngemittel, Pharma).
Spezialchemie
Hochwertige, technologiegetriebene Chemikalien mit spezifischen Eigenschaften für Pharma, Elektronik, Bau oder Konsumgüter. Deutlich margenstärker als Massenchemikalien.
Circular Economy (Kreislaufwirtschaft)
Industrielles Modell, bei dem Rohstoffe nicht linear verbraucht, sondern durch Recycling und Rückführung in geschlossene Stoffkreisläufe gehalten werden. Ziel: Abkehr vom „Take–Make–Waste“-Prinzip.
CO₂-to-Value
Technologien, die CO₂ als Rohstoff nutzen und in Chemikalien, Kunststoffe oder synthetische Kraftstoffe überführen. Teilgebiet der Carbon-Capture-and-Utilization (CCU).
SMR (Small Modular Reactor)
Kompakte, modulare Kernreaktoren, die Chemieparks mit Prozesswärme und Strom versorgen. Reduzieren Energiekosten und Abhängigkeit von externer Versorgung.
Resilienzplattform
Industriecluster mit autarker Energie-, Logistik- und Rohstoffversorgung, die in Krisen widerstandsfähig bleibt und Schocks abfedern kann.
Predictive Chemistry
Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), um chemische Prozesse, Stoffflüsse und Lieferketten in Echtzeit zu optimieren und Störungen vorherzusagen.
Hightech-Materialien
Werkstoffe mit besonderen Eigenschaften, etwa selbstheilend, ultraleicht, hochleitfähig oder hitzebeständig. Basis für Digitalisierung, Raumfahrt und Energieinnovation.
Naphtha
Erdöl-Destillat und wichtigster Rohstoff für Steamcracker-Anlagen, die Olefine wie Ethylen und Propylen herstellen.
Olefine
Ungesättigte Kohlenwasserstoffe (z. B. Ethylen, Propylen, Butadien), die als Grundbausteine für die Kunststoff- und Spezialchemie dienen.
Clusterlogistik
Verbundsystem aus Pipelines, Binnenhäfen, Schienennetzen und Tankcontainern, das die Versorgung von Chemieparks und Abnehmerindustrien sicherstellt.
Phosphate
Zentrale Rohstoffe für Düngemittel. Marokko verfügt über rund 70 % der weltweiten Reserven.
Biobasics
Rohstoffe auf Basis landwirtschaftlicher Produkte (Zuckerrohr, Mais, Soja). Grundlage für Biochemie, Pharma und Ernährungssysteme.
Geopolitische Ressource
Systemisch unverzichtbarer Faktor, der die Souveränität von Staaten bestimmt. Historisch Öl und Gas, künftig Chemie, Daten und Wasser.
Hermes-Deckung
Exportkreditgarantie der Bundesrepublik Deutschland, die Unternehmen bei Investitionen in politisch riskanten Märkten (z. B. Afrika, Lateinamerika) absichert.
Public-Private-Partnership (PPP)
Kooperationsmodell zwischen Staat und Privatwirtschaft zur Finanzierung und Realisierung von Infrastrukturprojekten, z. B. Chemiecluster in Afrika.
Quellenverzeichnis:
Kapitel 1 – Status quo & Fundament
- International Energy Agency (IEA): The Future of Petrochemicals – Energiebedarf für Grundchemikalien.
https://www.iea.org/reports/the-future-of-petrochemicals - Eurostat: Strompreise Industrie 2025 – Vergleich EU/USA.
https://ec.europa.eu/eurostat - BASF SE – Standort Ludwigshafen, Emissionen & Kennzahlen.
https://www.basf.com - Verband der Chemischen Industrie (VCI): Zahlen & Fakten 2025.
https://www.vci.de
Kapitel 2 – Chemie als Lebens- und Gesellschaftssystem
- Fraunhofer UMSICHT: CO₂-to-Value – Technologien für Kreislaufwirtschaft.
https://www.umsicht.fraunhofer.de - Bayer AG – Life Science Innovationen.
https://www.bayer.com - Covestro AG – Nachhaltige Materialien & Kreislaufwirtschaft.
https://www.covestro.com
Kapitel 3 – Roadmap 2025–2035
- Fraunhofer-Gesellschaft – Industrie 4.0 & Predictive Chemistry.
https://www.fraunhofer.de - Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK): Industriestrategie Deutschland 2030.
https://www.bmwk.de - International Energy Agency (IEA): Chemicals Roadmap 2050.
https://www.iea.org
Kapitel 4 – Globale Wirkung & Märkte
- US Geological Survey (USGS): Phosphate & Rare Earth Elements – Reserves & Production.
https://www.usgs.gov - WTO – Handelsdaten Seltene Erden & Chemieprodukte.
https://www.wto.org - African Development Bank (AfDB): Industrialize Africa – Special Report on Chemicals.
https://www.afdb.org - Saudi Vision 2030 – Industrialisierung & Chemiecluster.
https://www.vision2030.gov.sa
Kapitel 5 – Schlussfolgerung
- Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Zukunft der Grundstoffindustrie in Deutschland.
https://www.diw.de
Kapitel 6 – Next Horizon / Vision 2040
- MIT & Wacker Research – Nanochemistry and Quantum Materials.
https://news.mit.edu - OECD: Global Chemicals Outlook 2040.
https://www.oecd.org
Kapitel 7 – Umsetzung & Governance
- Bundesregierung: Nationale Wasserstoffstrategie – Governance-Modelle.
https://www.bundesregierung.de - VCI & Chemieverbände: Chemie 2030 – Transformation und Regulierung
Kapitel 8 – Geopolitische Volatilität & Zollpolitik
-
WTO (World Trade Organization): Daten zu globalen Zöllen, Handelsstreitigkeiten und Exportkontrollen. https://www.wto.org
-
US Geological Survey (USGS): Statistiken zu Phosphatreserven und Rohstoffverteilung. https://www.usgs.gov
-
European Commission – CBAM: Carbon Border Adjustment Mechanism, EU-Zollinstrumente. https://ec.europa.eu
-
IEA (International Energy Agency): Reports zu Energieimporten (LNG, Naphtha) und Chemieenergiebedarf. https://www.iea.org
-
UNCTAD: Analyse zu Exportzöllen und Importabhängigkeiten von Entwicklungsländern. https://unctad.org
-
BASF / Covestro Reports: Investitionsstrategien in USA, China und Zollabhängigkeiten. https://www.basf.com | https://www.covestro.com
-
Brookings / Peterson Institute: Analysen zu US-Zollpolitik (IRA, China). https://www.piie.com
-
Fraunhofer UMSICHT: Forschung zu CO₂-to-Value und Auswirkungen handelspolitischer Schranken. https://www.umsicht.fraunhofer.de
Anhang A – Daten- & Kennzahlenübersicht (2025)
Kennzahl / Thema |
Wert / Benchmark |
Quelle / Jahr |
Energiebedarf Ethylenproduktion |
~14 MWh pro Tonne |
IEA, Future of Petrochemicals, 2024 |
Strompreise Industrie |
Deutschland: ~0,20 €/kWhUSA: ~0,07 €/kWh |
Eurostat, 2025 |
Recyclingquote Kunststoffe |
Global: ~10 %EU-Schnitt: ~15 %EU-Ziel 2030: 55 % |
EU Circular Economy Action Plan, 2024 |
CO₂-Anteil Chemieindustrie |
~7 % der weltweiten Emissionen |
IEA, 2024 |
BASF Ludwigshafen Emissionen |
>20 Mio. t CO₂ pro Jahr |
BASF Umweltbericht, 2024 |
Investitionen BASF Zhanjiang (China) |
>10 Mrd. € bis 2030 |
BASF Investor Relations, 2023 |
Investitionsrückgang Deutschland |
Rückgang >25 % seit 2019 |
VCI Branchenreport, 2024 |
Phosphatreserven Marokko |
~70 % der globalen Reserven |
USGS, 2024 |
Marktanteil Seltene Erden China |
>80 % |
WTO/USGS, 2024 |
Potenzial CO₂-to-Value |
bis zu 1 Gt CO₂ nutzbar bis 2040 |
Fraunhofer UMSICHT, 2024 |
Nanochemie / Quantenmaterialien |
Basis für nächste Chip-Generation |
MIT & Wacker Research, 2024 |
Fußnote Anhang A:
Alle in diesem Anhang aufgeführten Kennzahlen basieren auf international anerkannten Referenzwerken, darunter: International Energy Agency (IEA, 2024/25), Eurostat (2025), U.S. Geological Survey (USGS, 2024/25), Fraunhofer UMSICHT, Verband der Chemischen Industrie (VCI, 2024/25), WTO-Handelsberichte, OECD-Statistiken sowie Unternehmensangaben von BASF, Covestro und Wacker Chemie. Werte sind als konsolidierte Benchmarks für den Zeitraum 2024–2025 zu verstehen und dienen der strategischen Analyse, nicht als Echtzeitmarktangaben.
© 2025 Thomas H. Stütz – Chief Global Strategist, MOC Strategic Institute.
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